Im E-Commerce ist immer etwas los. Und wenn nichts oder wenig los ist, dann wird eben von diversen Büchsenspannern etwas los gemacht. Die Sau, die aktuell durch das globale E-Commerce-Dorf getrieben wird, hört auf den Namen Virtual Reality. Begleitet wird das TamTam stets mit mehr oder weniger hilfreichen Studien von Markt- und Meinungsforschungsinstituten. So hat das Institut Ipsos jetzt in einer
Online Befragung herausgefunden, dass sich 52 Prozent der Deutschen für Virtual Reality-Lösungen im Shoppingbereich interessieren. Wow! Mehr als die Hälfte ist interessiert, obwohl diese Technologie noch ganz am Anfang steht?
Ruhig, Brauner! Ein zweiter, etwas genauerer Blick lohnt hier durchaus. Wir haben schon darüber berichtet, dass es durchaus
sinnvolle Einsatzmöglichkeiten der virtuellen Realität im Online-Shopping gibt. Aber es existieren natürlich auch Faktoren, die das denkbare Einsatzspektrum von Virtual Reality im E-Commerce beschränken. Schauen wir uns die Pros & Cons einmal an.
Virtual Realtity kann Distanz zwischen Online-Kunden und Produkten verringern
Ein Nachteil des E-Commerce gegenüber dem klassischen stationären Handel, der bis vor kurzer Zeit noch als gottgegeben hingenommen wurde, ist die Distanz zwischen dem Online-Kunden und dem Produkt des Begehrens. Statische Produktbilder, wenn auch immer häufiger als 360-Grad-Ansichten, sowie umfangreiche, detaillierte Artikelbeschreibungen konnten und können hier nur bedingt Abhilfe schaffen.
Beispiel Mode: Ein Kleid oder ein Sakko im Online-Fashion-Shop sehen toll aus, entsprechen dem Stil und dem Geschmack des potenziellen Kunden und der Preis scheint auch ok. Aber es bleibt immer die Frage: Steht mir das Teil auch, wenn ich es anhabe?
Im stationären Ladengeschäft gehen wir in die Anprobekabine, posieren vor den reichlich aufgestellten Spiegeln und entscheiden dann. Daumen hoch, oder Daumen runter. Einige der ganz großen Online-Fashion-Händler experimentieren schon mit virtuellen Ankleidekabinen, um diesen Nachteil des Distanzhandels zumindest teilweise auszugleichen. Die Regel ist das aber noch lange nicht. Und der Tragekomfort des Schnitts und des Materials lassen sich virtuell natürlich nicht überprüfen.
https://youtu.be/XM9ZOWPeiAk
Dennoch kann Virtual Reality im genannten Beispielbereich Online-Fashion durchaus dazu betragen, die Distanz zwischen Kunde und Produkt zumindest zu verringern.
Virtual Reality als cooles Marketinginstrument
Ohne Frage bietet Virtual Reality in geeigneten Branchen coole Marketingmöglichkeiten. Wie viel cooler ist es, eine Rafting-Tour auf den Stromschnellen des Missouri virtuell selber zu erleben, als den mit einigen Fotos versehenen Satz zu lesen
Erleben Sie bei einer Rafting-Tour die ungebändigte Kraft des Missouri in einer atemberaubenden Naturkulisse?
Sehr viel cooler! Das meine ich zumindest. Wie seht ihr das?
Es kann und soll in diesem Kommentar nicht darum gehen, möglichst viele Einsatzmöglichkeiten von Virtual Reality im E-Commerce aufzuzählen. Die entscheidende Aussage und Botschaft an euch ist vielmehr, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung, das oder die online vertrieben werden soll, geeignet sein muss, um virtuell beworben oder vermarktet werden zu können. Und das sind beileibe nicht alle.
Was passt zu Virtual Reality, was nicht?
Ich halte es, das wurde bislang hoffentlich klar, für unberechtigt, den Einsatz von Virtual Reality als uneingeschränkten Heilsbringer für den Online-Handel als Ganzes zu betrachten. Viele der sehr umsatzstarken Segmente im E-Commerce sind denkbar ungeeignet, um sie mit Virtual Reality zu pushen. Ein iPhone ist ein iPhone, eine Waschmaschine ist eine Waschmaschine und ein Buch ist ein Buch. Punkt und aus die Maus.
Sicher, ich könnte als Online-Buchhändler potenzielle Leser der Highland-Saga von Diana Gabaldon virtuell am Massaker von Culloden am 16. April 1746 virtuell teilnehmen lassen oder Harry Potter-Freaks zu einer virtuellen Partie Quidditch auf den Besenstiel einladen. Aber ob es das wirklich bringt?
Eher bodenständige Gebrauchsprodukte wie weiße Ware, Tiernahrung oder auch viele CE-Produkte, die einen gehörigen Anteil am Gesamtumsatz im E-Commerce ausmachen, sind für die Promotion via Virtual Reality also eher ungeeignet. Note to myself: Bücher sind keine bodenständigen Gebrauchsprodukte!
Wesentlich spannender und Erfolg versprechender wird der Einsatz von Virtual Reality-Komponenten, wenn es um Produkte oder Dienstleistungen geht, die mit Lifestyle, Reise, Adventure und Individualität assoziiert werden können. Die Beispiele Mode und Tourismus habe ich bereits genannt. Und es gibt viele weitere Branchen, in denen die Nutzung von Virtual Reality sehr viel Sinn macht. Es muss eben passen.
Mangelnde Verbreitung der Virtual Reality-Endgeräte ist ein limitierender Faktor
Wir wissen nun also, dass der Online-Verkauf längst nicht jeden Produktes und längst nicht jeder Dienstleistung geeignet ist, um mit Virtual Reality-Komponenten unterstützt zu werden. Das ist ein limitierender Faktor. Aber wie sieht es eigentlich auf der Verbraucherseite aus? Ich habe oben eine Studie zitiert, nach der sich mehr als die Hälfte der Deutschen für Virtual Reality-Elemente im Shoppingbereich interessieren. Doch sind die Online-Shopper dafür überhaupt ausgestattet?
Für die Nutzung von virtuellen Ankleidekabinen bedarf es keiner aufwändigen technischen Ausstattung. Die Technik stellt weitestgehend der Shop zur Verfügung, der Kunde braucht maximal eine App. In Ordnung, das passt. Aber wenn es um die klassische Virtual Reality geht, benötigt der User eine Virtual Reality-Brille.
Es existieren keine verlässlichen Zahlen, wie viele dieser Head Mounted Displays tatsächlich aktuell in Deutschland kursieren. Samsung hat im Juli gemeldet, 185.000 Exemplare seiner Gear Virtual Reality-Brille hierzulande verkauft zu haben. Wir dürfen allerdings getrost davon ausgehen, dass die Masse dieser Brillen hauptsächlich im Gaming- und nicht im Shoppingbereich zum Einsatz kommt. Die Teile sind ja auch nicht ganz billig. Für ein qualitativ hochwertiges Gerät werden derzeit noch locker mehrere Hundert Euro fällig. Wir werden also abwarten müssen, ob Virtual Reality-Brillen tatsächlich Teil der Standardausstattung zumindest eines signifikanten Anteils der Onliner werden. Ich habe da so meine Zweifel.
Virtual Reality macht einsam
Ich möchte noch einen Aspekt einbringen, falls ihr erlaubt: Virtual Reality macht einsam. Ich denke da an das gemeinsame Online-Einkaufserlebnis zu zweit auf der Couch mit dem Tablet auf dem Schoß und der Frage:
Schatz, schau doch mal, bitte. Wie findest Du diesen Schrank für unser Wohnzimmer? ...
Ein anderes Beispiel ist die Online-Buchung des nächsten Urlaubs mit der gesamten Familie, bei der auf dem Großbildschirm des Smart-TVs gesurft wird. Solche sozialen Einkaufserlebnisse können durch Virtual Reality-Elemente höchstens ergänzt, aber keinesfalls ersetzt werden. Ok, ich gebe zu: Das ist jetzt Geschmacksache.
Fazit
Der Einsatz von und die Investition in Virtual Reality kann für Shopbetreiber im E-Commerce durchaus Erfolg versprechend sein. Die Technologie muss aber mit Blick auf die angebotenen Produkte oder Dienstleistungen natürlich auch Sinn machen. Die zweite wichtige Frage lautet: Welchen Anteil meiner Zielgruppe kann ich mit Virtual Reality überhaupt technologisch erreichen. Denn über allen Teilfragen steht selbstverständlich wie immer die betriebswirtschaftliche Kardinalfrage: Wie steht es mit dem Return on Investment?
Wenn eure Produkte Virtual Reality-geeignet sind und ihr in eurer Zielgruppe ausreichend Virtual Reality-User vermutet, dann lautet mein Rat an die Trendsetter unter euch, ruhig einmal vorzupreschen. Alle anderen sollten besser erst einmal abwarten, oder, wenn Virtual Reality nicht zu eurem Produktportfolio passt, die Finger von dieser ohne Frage grundsätzlich spannenden Technologie zu lassen.
Wie sieht es in euren Shops aus? Erwägt ihr den Einsatz von Virtual Reality-Elementen. Oder nutzt ihr diese Technologie bereits? Ich bin gespannt auf eure Kommentare aus der Praxis.