Dr. Katja Flinzner

Design von der Stange? Vor- und Nachteile von Shop-Themes

Wer einen neuen Online-Shop aufsetzt oder sich an einen Relaunch seines bestehenden Shops wagt, steht schnell vor der Frage, wie das Design des Shops erstellt werden soll. Grundsätzlich gibt es dabei zwei Möglichkeiten: bestehende, fertige Standard-Templates oder Shop-Themes nutzen oder ein eigenes

Design von der Stange? Vor- und Nachteile von Shop-Themes

1. Schnell, schneller, Shop-Themes

Ein fertiges Shop-Theme hat einen ganz großen, evidenten Vorteil: Es ist schon fertig. Im Gegensatz zu einem individuell erstellten Template kann man es in der Regel mit wenigen Klicks installieren und sofort loslegen. Schneller geht die Arbeit mit einem Shop-Theme also auf jeden Fall. Meistens zumindest.

2. Design von der Stange

Der Preis für die Schnelligkeit: In der Regel seid ihr nicht der einzige Shop, der dieses Template verwendet. Shop-Templates sind Design von der Stange und damit wenig individuell. Blöd, wenn eure Mitbewerber fast genauso aussehen wie ihr oder euer Shop wenig Wiedererkennungspotenzial hat. Mit einem selbst entwickelten Design habt ihr in dieser Hinsicht bessere Karten.

Natürlich lassen sich auch Standard-Templates anpassen, aber in welchem Grad das möglich ist, ohne wiederum ein großes Fass aufzumachen, ist sehr unterschiedlich. Bisweilen ist nach der Auswahl eines anderen Farbschemas oder anderer Schriftarten schon Schluss. Wer sich mit CSS ein wenig auskennt, hat allerdings häufig durchaus gute Chancen, dem bestehenden Design ein wenig eigenen Charakter zu verpassen.

3. Standards und Pflichten

Jeder Shop in Deutschland und Europa muss gewisse verbraucherrechtliche Standards und Informationspflichten erfüllen. Von der Button-Lösung über das Widerrufsrecht bis hin zur Preisangaben-Verordnung ist so einiges vorgegeben, was in eurem Shop berücksichtigt werden muss. Und auch in punkto Steuern muss euer Shop genau das abbilden können, was länderspezifisch gefragt ist, unterschiedliche Steuersätze für unterschiedliche Produkte zum Beispiel. Jetzt könnte man meinen, dass Standard-Templates diese Standards auch berücksichtigen. Tun sie im Regelfall auch – sofern sie denn aus Deutschland kommen. Entscheidet ihr euch aber für ein Template eines außereuropäischen Anbieters, kann das schnell Probleme mit sich bringen, wenn solche Aspekte im Template nicht vorgesehen sind. Bei einer Eigenentwicklung seid ihr hier klar im Vorteil – aber natürlich gibt es gerade von deutschen Anbietern zahlreiche Templates, die alle verbraucherrechtlichen Standards berücksichtigen oder zumindest möglich machen.


Bei VersaCommerce gibt es auch bereits vorinstallierte Themes für deinen Shop. Und er werden immer mehr... Hier werden alle Standards und Pflichten erfüllt: Bei VersaCommerce gibt es bereits vorinstallierte Themes für deinen Shop - und es werden immer mehr... (Screenshot: versacommerce.de)

4. Vorsicht: Der Shop ist von anderen Systemen abhängig

In den seltensten Fällen ist euer Shopsystem eine Stand-Alone-Lösung, die mit keinem anderen System etwas zu tun hat. Anbindungen an Warenwirtschafts- oder Lagerverwaltungssysteme dürften für die meisten Unternehmen ein Must-have sein und auch Verknüpfungen mit ERP-, CRM-, E-Mail-Marketing- oder CMS-Lösungen sind immer häufiger nötig. Nicht immer ist das mit dem gewählten Template problemlos möglich. Wer sein Design dagegen selbst entwickelt, kann beispielsweise Inhalte aus der parallel betriebenen Unternehmenswebsite und dem dafür verwendeten CMS berücksichtigen und genau dort einbauen, wo sie gebraucht werden.

5. Mobile Geräte müssen unterstützt werden

Spätestens seit April dieses Jahres, als Google das Attribut „mobile-friendly“ als entscheidenden Rankingfaktor eingeführt hat, dürfte jedem Shopbetreiber klar sein, dass sein Shop auch für Benutzer mobiler Endgeräte optimiert sein sollte. Ob ihr dazu zwei separate Versionen anbietet oder euer Design responsiv ist, sich also allen Geräten und Bildschirmgrößen anpasst, ist euch überlassen. Entscheidend ist das Ergebnis

Dabei haben Shop-Templates sowohl Vor- als auch Nachteile. Der große Vorteil: Wenn sie bereits responsiv angelegt sind, erspart ihr euch jede Menge Arbeit, denn das Berücksichtigen von unterschiedlichsten Bildschirmgrößen in einem selbstentwickelten Design kann durchaus aufwendig werden. Auf der anderen Seite habt ihr natürlich ein gewaltiges Problem, wenn das gewählte Shop-Theme eben nicht responsiv ist.

Glücklicherweise wird das aber immer mehr die Ausnahme als die Regel und es gibt von Woche zu Woche mehr responsiv agierende Templates, die – wenn sie denn professionell erstellt worden sind – meist auch ganz gut funktionieren. Ausnahmen bestätigen die Regel – testen solltet ihr sie vor einer Entscheidung für ein Shop-Theme deshalb immer besser selbst.

6. Plugin-kompatibel?

Euer Shop nutzt Plugins von Drittanbietern, z. B. für Social-Media-Anbindungen oder Bewertungsfunktionen? Dann aufgepasst: Nicht jedes Shop-Theme kann mit solchen ergänzenden Funktionen gleich gut umgehen. Gut ist es auch hier, wenn sich das Template nachträglich noch anpassen lässt, um entsprechende Funktionalitäten zu ergänzen. Wer selbst entwickelt, hat hier natürlich den Vorteil einer 100%-igen Flexibilität.

7. Komplex kann nicht jeder

Wenn ihr nicht nur Produkte von der Stange verkauft, könnte es auch mit einem Design von der Stange schwierig werden. Braucht ihr zum Beispiel einen Produktkonfigurator, in dem der Kunde etwa Größe, Farbe, Material, Auflage und womöglich noch einen selbst hochzuladenden Aufdruck auswählen soll, jede Auswahl sich auf andere Auswahlmöglichkeiten auswirkt und das Ganze sich dann natürlich noch im Stückpreis niederschlägt, kann es gut sein, dass ihr mit einer individuellen Lösung besser fahrt.

Bei VersaCommerce heißt der "Konfigurator" zwar Attribute, aber diese kannst du zum Beispiel in deinem Produktkatalog nutzen, um wichtige Daten deiner Produkte vergleichbar und übersichtlich darzustellen. Du kannst beliebige Attribute anlegen, auch mehrere. In diesem Beispiel wurde "Größe" als Attribut-Name eingetragen. Im zweiten Feld wird die Attribut-Ausprägung eingetragen, hier eine Größenbezeichnung. Drei Größen wurden schon angelegt, die vierte ist gerade in Bearbeitung. Im Shop sieht dies so aus:

produkt_-_attribute_-_shopsicht

Die Kunden sehen den Attribut-Namen als Überschrift und daruter ein Dropdown-Menü mit den eingetragenen Attribut-Ausprägungen. Das vom Kunden gewählte Attribut wird bei der Bestellung vermerkt. (Screenshot: versacommerce.de)

8. Schlank und optimiert?

Wer die neuesten Erkenntnisse in Sachen SEO immer gleich umsetzen möchte, tut gut daran, eigenständig handeln zu können. Nicht alle Templates ermöglichen eine individuelle Gestaltung von SEO-relevanten Inhalten, wie z. B. Descriptions und Titles. Und erst recht nicht immer sind moderne SEO-Techniken – zum Beispiel die Verwendung von Rich Snippets – in Standard-Templates entsprechend berücksichtigt.

Ein ganz zentraler SEO-Aspekt, nämlich die Lade-Geschwindigkeit, kann sich bei der Nutzung von Shop-Themes ebenfalls zum Problem auswachsen. Je komplexer nämlich das Theme, je mehr Möglichkeiten es potenziell abdeckt, desto größer die Gefahr, dass es mit einem völlig überladenen Code daherkommt, der Ewigkeiten zu laden braucht. Das ärgert nicht nur eure potenziellen Kunden, sondern auch Google, sollte also besser vermieden werden.

Schlanker, weil genau auf das abgestimmt, was ihr wirklich braucht, ist häufig ein selbst entwickeltes Design.

9. Andere Länder, andere Schriften

Ihr wollt zumindest über kurz oder lang auch internationale Märkte bedienen? Auch dann könnte eine Eigenentwicklung durchaus sinnvoll sein. Wichtig ist es allerdings, dieses Ziel im Rahmen der Entwicklung von Anfang an zu berücksichtigen. Besonders wenn ihr euch an Märkte wagen möchtet, in denen nicht nur andere Sprachen gesprochen, sondern auch andere Schriften geschrieben werden, ist so manches Standard-Template schnell überfordert. Mal eben von rechts nach links schreiben und darstellen? Kann lange nicht jedes Shop-Theme. Von unterschiedlichen Steuer- und Versandautomatiken oder abweichenden Informationspflichten mal ganz abgesehen.

10. Zukunftssicherheit

Wenn ihr euch für ein Design entscheidet, steckt ihr meistens viel Arbeit in die Umsetzung und Anpassung der Details – auch wenn ihr ein fertiges Template wählt. Deshalb möchtet ihr meist die Sicherheit haben, dass das Theme auch in drei Jahren noch problemlos nutzbar ist. Ein großer Vorteil von selbst entwickelten Themes ist definitiv, dass ihr die Zukunftssicherheit selbst in der Hand habt. Wenn sich beispielsweise gesetzliche Vorschriften ändern, könnt ihr die damit einhergehenden Anpassungen im eigenen Theme selber vornehmen. Verwendet ihr ein Standard-Template, seid ihr in Sachen Zukunftssicherheit auf andere angewiesen. Zum Beispiel darauf, dass regelmäßige Updates erstens überhaupt vorgenommen werden und zweitens auch funktionieren, ohne euren Shop zu „zerschießen“.

Fazit: Welche Lösung für wen?

Und, seid Ihr jetzt schlauer als vorher? Was soll’s sein – Standard-Template oder Eigenentwicklung? Ganz so einfach lässt sich das nicht entscheiden, da es stark darauf ankommt, was für Anforderungen ihr an euren Shop habt – und wie viel Geld ihr in eueren Webshop stecken wollt, denn Eigenentwicklungen sind teuer, und auch bei zukünftigen Änderungen mit Kosten verbunden.

Wenn eure Anforderungen nicht zu speziell sind, ist ein Template meist eine große Hilfe und die Kosten sind in Relation zum gesparten Aufwand vernachlässigbar. Es sollte aber ein professionell erstelltes Template sein und sorgfältig ausgewählt werden.

Ideal ist es, wenn ihr das ausgewählte Standard-Template selbst noch anpassen könnt. Deshalb ist ein Shopsystem hilfreich, das Anpassungen über Farbe und Schriftart hinaus ermöglicht, beispielsweise anhand eines CSS- und HTML-Editors. Wenn ihr dann ein möglichst passendes Standard-Template nehmt und ihm mit ein paar individuellen Layout-Kniffen und vielleicht der einen oder anderen Erweiterung euren eigenen Stempel aufdrückt, habt ihr das Beste aus beiden Welten vereint.

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