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Amazon bleibt auf der Überholspur

Man mag über den globalen E-Commerce-Marktführer Amazon denken, was man will – das Unternehmen treibt Innovationen voran und bleibt auf der Überholspur. Ein aktueller Überblick

Amazon bleibt auf der Überholspur

Wer über E-Commerce spricht, der kommt an einem Player schlicht kaum vorbei: Amazon. Wir wissen, dass so mancher die Marktmacht des US-Giganten und dessen Umgang damit verdammt. Erst vor wenigen Wochen gab es beträchtlichen Ärger, als Amazon es über viele Tage versäumte, seine Marktplatzhändler vertragsgemäß auszuzahlen. Das brachte zahlreiche Händler in bedrohliche finanzielle Schieflagen und Amazon hat sich in dieser Situation nicht gerade kulant verhalten.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Imperium von Jeff Bezos unermüdlich an Innovationen, neuen Geschäftsfeldern und damit natürlich letztlich an der Festigung und dem Ausbau seiner Marktmacht arbeitet. Und zum Beispiel der B2B-Marktplatz Amazon Business, der in seinem ersten Jahr in Deutschland bereits 150.000 Geschäftskunden gewinnen konnte, zeigt, dass hier nicht nur PR-Strohfeuer abgefackelt werden.

Modelinie Amazon Find

Mit Mode sind im Internet bekanntlich Milliarden zu verdienen. Wen wundert es da, dass Amazon nicht willens ist, den jeweiligen Platzhirschen – bei uns in Deutschland sind das Otto, Zalando und einige andere – das Feld kampflos zu überlassen? Zwar verdient Amazon seit je her an deren Marktplatzaktivitäten prächtig mit, doch das reicht der Bezos-Truppe nicht. Mit der Marke Find hat das Unternehmen jüngst ein eigenes Vollsortiment an Mänteln, Hosen, T-Shirts und natürlich Schuhen für Damen gelauncht und an den Markt gebracht. Find ist zwar nicht das erste eigene Modelabel von Amazon, doch mit dieser Marke scheint der E-Commerce-Riese jetzt ernsthaft zur Attacke im Modesegment zu blasen. Dieser Schritt dürfte in den Strategieabteilungen der großen Online-Modehändler für einiges Unbehagen sorgen.

Auch im Drogeriemarkt will Amazon angreifen

Ähnlich wie im Modebereich wird Amazon nach verlässlichen Informationen zu Jahresbeginn auch im Drogeriemarkt mit einem eigenen Basissortiment in die Offensive gehen. Neben diversen Hygiene-Artikeln und Babynahrung soll man sich dann auch Körperpflege-Produkte bald ganz einfach per Mausklick nach Hause liefern lassen können. Zielgruppe für die eigene Drogeriemarke sollen dem Vernehmen nach junge Familien mit ihrem hohen Bedarf zum Beispiel an Windeln sowie Baby- und Kleinkinder-Pflegeprodukten sein. Und wenn man sich diese Waren ohnehin von Amazon liefern lässt, können Shampoo, Zahnpasta und Seife ja direkt mitbestellt werden – so zumindest das vermutete Kalkül von Amazon. Ähnlich wie bei den Modehändlern dürfte sich die Begeisterung über diese Pläne bei den deutschen Marktführern dm und Rossmann in engen Grenzen halten.

Neues Liefersystem Amazon Key

Die so genannte letzte Meile ist nach wie vor eine der großen nicht befriedigend gelösten Herausforderungen im E-Commerce. Nicht nur Logistik-Experten, sondern auch die Servicebeauftragten und Controller zerbrechen sich die Köpfe, wie online bestellte Waren nach dem Kauf maximal kundenorientiert und gleichzeitig kostengünstig an die Online-Shopper ausgeliefert werden können. Kostentreibend und gleichzeitig ärgerlich für die Kunden sind hierbei insbesondere erfolglose Zustellversuche, also das Szenario, in dem der Paketbote den Empfänger am vereinbarten Lieferort – vielfach die eigene Wohnung – nicht antrifft. Weitere Zustellversuche oder die Abholung der Lieferung durch den Kunden zum Beispiel in der Postfiliale sind die Folge. Das macht beide Seiten nicht gerade glücklich.

Mit Amazon Key wird jetzt ein System getestet, dass es dem Paketboten ermöglicht, die Haustüre eigenständig zu öffnen und die Ware sicher zu deponieren, wenn der Kunde nicht zu Hause ist. Voraussetzung ist ein rund 250 US-Dollar teures System bestehend aus einer Überwachungskamera und einem digitalen Schloss, dass online ferngesteuert werden kann.

Inwieweit dieses System massentauglich, praktikabel und sicher ist, sei erst einmal dahingestellt. Wir nehmen zur Kenntnis, dass Amazon sich der Problematik der letzten Meile annimmt und nach innovativen Lösungen sucht.

VR-, AR und 3D-Anwendungen mit Amazon Sumerian

Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und 3D-Anwendungen gelten als viel versprechende Zukunftstechnologien im E-Commerce, auch wenn sie für viele kleine und mittlere Shop-Betreiber noch eher weit entfernt sind. Mit Sumerian bietet Amazon Anwendern ein Tool an, das ohne Spezialprogramme und tiefgehendes Fachwissen Zugang zu diesen innovativen Technologien bieten soll. Ob dieses Tool für euch in Frage kommt und ob es euch hilft, eure Shops attraktiver zu gestalten, müsst ihr selber entscheiden. Sich als hilfreicher Partner zu positionieren, der auch normalen Shopinhabern Zugang zu Zukunftstechnologien ermöglicht, ist aber allemal ein kluger Schachzug von Amazon.

Marktmacht ungebrochen: Amazon Marketplace

Ich habe eingangs bereits die massiven Auszahlungsprobleme erwähnt, die es jüngst für Amazon-Marktplatzhändler nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern gab. Dieser für die betroffenen Händler höchst ärgerliche – in manchen Fällen sogar existenzbedrohende – Zwischenfall darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die marktbeherrschende Stellung der Marktplätze von Amazon nicht nur ungebrochen ist, sondern sogar zu wachsen scheint. Nicht wenige Analysten sagen aktuell voraus, dass im US-amerikanischen Online-Weihnachtsgeschäft jeder zweite Dollar über Amazon laufen wird; entweder direkt über Amazon-Produkte oder über Amazon-Marktplatzhändler. Angesichts eines Marktanteils von vielleicht 50 Prozent solltet ihr es euch zumindest gut überlegen, ob ihr diesem Verkaufskanal den Rücken kehrt.

Fazit

Auf emotionaler Ebene ist Amazon im E-Commerce so ein wenig das, was Bayern München im deutschen Fußball ist: Entweder man liebt es, oder man hasst es. Lässt man die Emotionen allerdings beiseite, bleibt ökonomisch betrachtet übrig, dass am Marktführer, der sich nach wie vor unbeirrt auf der Überholspur befindet, eigentlich kein Vorbeikommen ist. Das betrifft nicht nur die Innovationskraft und Expansionspolitik des Unternehmens, sondern auch die Option, über die Marktplätze zumindest im Rahmen der jeweils eigenen Möglichkeiten am Erfolg des E-Commerce-Platzhirsches zu partizipieren.

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