VersaCommerce Team
Mobile Commerce, Social Media, Marketplaces – die schöne neue digitale Welt bietet jede Menge Potenzial für innovative Omnichannel Strategien. Dass zwingt den Einzelhandel zu reagieren. Unsere Autorin Katja Flinzner gibt ein paar Tipps, wie man offline und online verbinden kann
Einer der Standards eines On- und Offline-Kanäle verknüpfenden Einkaufserlebnisses ist die Möglichkeit, Ware online zu bestellen und sie dann im Ladengeschäft abzuholen: Click & Collect nennt man das in der Regel. Für eingefleischte Online-Shopper mag das widersinnig klingen, es gibt aber durchaus gute Argumente dafür. Wenn es denn richtig gemacht ist.
Für den Kunden ist es in der Regel mehr Aufwand, ins Ladengeschäft zu fahren, als an seiner Haustür ein Paket anzunehmen. Damit er das tut, muss er im Click & Collect einen Zusatznutzen sehen. Und sei es nur, dass es ihm die Versandkosten spart. Besser sind echte Mehrwert-Angebote, wie etwa beim Kauf von Kleidung die Möglichkeit zu Anprobe und ggf. Umtausch vor Ort.
Ansprache und Atmosphäre im Shop und am Abholpunkt sollten zueinander passen. Und das nicht nur, damit der Kunde direkt weiß, dass er richtig ist. Wenn du hochwertige Elektrogeräte verkaufst, sollte dein Ladengeschäft nicht nach Bruchbude aussehen und den Kunden mit ausgebleichten Verpackungen im Schaufenster und hochgewelltem Teppich unter den Füßen begrüßen.
Banal, aber wichtig: Deine Mitarbeiter vor Ort sollten sich mit dem Ablauf einer Click & Collect-Bestellung auskennen. Wenn der Kunde ihnen erst erklären muss, wie das Ganze funktioniert, ist irgendwo was schiefgelaufen.
Die Verknüpfung von On- und Offline-Kanälen ist besonders interessant für Kunden, die sich im Internet noch immer nicht so richtig zu Hause fühlen. Sie möchten die Ware vielleicht gerne in Ruhe auf dem Sofa auswählen, aber mit dem Bezahlprozess können sie sich nicht so gut anfreunden. Für solche Kunden ist selbst Click & Collect häufig schon zu viel, denn dabei erfolgt in der Regel die Bezahlung auch bereits online. Warum nicht einen Schritt zurückgehen und Reserve & Collect anbieten? Wenn ich das online gefundene Abendkleid reservieren und im Laden anprobieren kann, bevor ich eine Kaufentscheidung treffe, ist das Kundenorientierung pur.
Die Verknüpfung unterschiedlicher Kanäle kann Kunden glücklich machen – Händler aber auch. Denn es gibt kaum etwas Wertvolleres als einen Kunden, der in eurem Laden steht und dabei sogar noch grundsätzlich kaufbereit ist. Diese Gelegenheit solltet ihr nutzen, um zur Kamera noch die Speicherkarte, zum Laptop noch die Laptoptasche, zum Abendkleid noch die passende Handtasche anzubieten. In angenehmer Atmosphäre und mit freundlichem und kompetentem Personal sollte das im Vergleich zu allen anderen Verkaufssituationen ein Kinderspiel sein.
Und übrigens: Wenn im Ladengeschäft dann noch ein Terminal steht, in dem die Lieblingsjeans zusätzlich noch in einer ausgefallenen Farbe bestellt werden kann, dann schließt sich der Kreis und ihr könnt aus Offline-Kunden wieder Online-Kunden machen.
Auch ein Widerruf lässt sich übrigens im stationären Laden im Zweifel positiver auffangen als online. Wie wäre es deshalb mit einer Möglichkeit zum Instore Return? Wenn Kunden die Schuhe in der falschen Größe gekauft haben, die Qualität der Fotokamera nicht gefällt oder das Orange der Handtasche zu dunkel ist, lassen sie sich von entsprechend geschultem Personal am Retourenschalter im Zweifel eher zu einem Alternativkauf bewegen als im doch deutlich unpersönlicheren Online-Kontakt.
Nun sind wir nicht alle Kaufhof, Mediamarkt & Co. und haben überall im Land ohnehin schon Ladengeschäfte stehen, in die wir unsere Kunden schicken können. Gibt es für kleinere Händler auch eine Möglichkeit, Click & Collect zu nutzen? Na klar, die gibt es – beispielsweise über Partnershops. Mister Spex beispielsweise hat das erfolgreich geschafft und bietet inzwischen die Möglichkeit, Brillen online zu bestellen und bei einem von über 500 Optikern deutschlandweit abzuholen und anpassen zu lassen. Das ist nicht nur gut für den Brillenversender, sondern auch für die Partnershops, denn die verdienen an der bestellten Brille zwar nicht viel, haben dafür aber einen Kunden im Haus, der nach kompetenter Beratung vielleicht für die nächste Sonnenbrille direkt selber kommt.
Besonders interessant wird das Internet in der Hosentasche eben dann, wenn Kunden unterwegs sind. Und das sind sie zum Beispiel beim Einkaufsbummel durch die Fußgängerzone.
Dabei ist es natürlich am besten, wenn man nicht darauf warten muss, dass der Kunde sein Smartphone zückt, sondern zum Beispiel über Push-Benachrichtigungen aktiv seine Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Apps machen dies möglich, indem sie etwa durch die Nutzung von Beacons via Bluetooth besondere Angebote an Smartphones schicken, die gerade am teilnehmenden Ladengeschäft vorbeikommen. Und auch innerhalb des Ladens lassen sich Beacons nutzen, etwa um dem Kunden Näheres zu dem Produkt zu erzählen, vor dem er gerade steht.
Besonders aktiv könnt ihr euch um Kunden bemühen, wenn ihr es mit einer nativen App wie der von Barcoo auf ihr Smartphone schafft. Das ist heute nicht mehr so einfach und muss schon mit deutlichem Mehrwert für den Nutzer verbunden sein. Mit einem Gutschein oder Rabattcode könnt ihr den Kunden eure App aber ebenso schmackhaft machen wie beispielsweise mit „integriertem“ kostenlosen Wlan in eurem Ladengeschäft.
Es versteht sich, dass ihr auf etwaige Ladengeschäfte auch in eurem Online-Shop deutlich hinweisen solltet. Sind es mehrere, empfiehlt sich ein Store Locator, auf Deutsch auch Marktsuche genannt, der für große Handelsketten heute schon zum Standard gehört.
Besonders gezielt lassen Kunden sich ansprechen, wenn man weiß, wo sie sind. Methoden des Geotargeting helfen dabei – besonders auch über mobile Kanäle lässt sich das effizient nutzen.
Man merkt es schon, die Verknüpfungsmöglichkeiten von On- und Offline sind immens – und noch lange nicht ausgeschöpft. Einen Masterplan zum abarbeiten gibt es leider nicht. Jeder muss sich sein optimales Paket selbst zusammenstellen. Wie die Jungs von Fussstolz!