VersaCommerce Team
Der seit 2009 existierende Aachener Online-Shop für Übergrößen navabi verkündete Mitte Januar 2015, ein neues Investment von 25 Millionen Euro – und damit ein bisheriges Gesamtinvestment von 40 Millionen Euro. Die Runde wird von Bauer Venture Partners angeführt, die nicht nur Bares, sondern auch ein
Mit Bauer Venture Partners, dem Risikokapital-Arm des Bauer Verlags, habt ihr einen starken Medienpartner ins Boot geholt. Zeitschriften wie Laura, InTouch oder Maxi gehören unter anderem dazu. Was war eurer bisheriger Werdegang?
navabi:
Wir sind 2009 mit navabi gestartet und haben seitdem vor allem auf Online-Werbung gesetzt. Damit sind wir jedes Jahr um rund 120 Prozent gewachsen. Neben Online-Anzeigen waren auch Social-Media-Kanäle wie Facebook und Instagram wichtig für uns – vor allem für unser Branding. Wie viele E-Commerce-Shops haben wir natürlich auch in SEO and SEA investiert – Affiliate ist ebenfalls ein Ansatz den wir nutzen. Darüber hinaus pflegen wir intensiv unsere Beziehungen zu Bloggern weltweit. Zusätzlich stehen wir unseren Kundinnen mit Beratung im navabi Shop aber auch in unserem eigenen navabi Magazin mit Styling-Tipps zur Seite. Wir hatten bereits TV-Kampagnen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien, dabei haben wir jedoch Print nie aus den Augen verloren: Unsere Kundinnen lieben Mode und viele von ihnen lesen regelmäßig Fashion-Magazine oder Styling-Ratgeber. Daher haben wir von Anfang an auf Medienkooperationen wie Verlosungen aber natürlich auch auf Mode-PR gesetzt.
Das Navabi-Magazin: ein wunderbares Marketing-Plus für einen erfolgreichen Online-Shop (Screenshot: navabi.co.uk/magazine)
Welche Frauen zählt ihr zu eurer Zielgruppe?
navabi:
Die Publikationen des Bauer Verlags erreichen rund 58 Prozent aller in Europa lebenden Frauen. Darunter sicherlich auch solche, die bislang dem Premium-Modemarkt enttäuscht den Rücken gekehrt haben, da die Modebranche ihre Bedürfnisse ignoriert hat. Diese Frauen gilt es auf navabi aufmerksam zu machen und daher ist die Partnerschaft mit Bauer Ventures ein wichtiger und richtiger nächster Schritt für navabi.
Sollte, eurer Meinung nach, jeder Online-Shop auch auf Offline-Werbung setzen?
navabi:
Da gibt es keine eindeutige Antwort. Sicherlich ist dies auch eine Frage des Budgets, aber wenn das Angebot stimmt und der Offline-Partner haargenau auf die eigene Zielgruppe passt, sind Offline-Maßnahmen ein wichtiger Baustein für das eigene Wachstum. Wir haben uns daher mit Bauer lange zusammengesetzt und genau die Publikationen herausgefiltert, die unsere Zielgruppe am meisten anspricht. Durch die Zusammenarbeit erwarten wir, auch Kundinnen für navabi zu begeistern, die bislang nicht oder eher selten online eingekauft haben.
Wie hat sich das Nutzerverhalten auf navabi.de seit 2009 entwickelt?
navabi:
Unsere Seitenaufrufe, die Besucheranzahl und auch die Sitzungsdauer haben sich stetig verbessert. Unsere typische Kundin schaut sich mehr als zehn Seiten an und surft durchschnittlich fünf Minuten pro Besuch auf navabi. Das Besucherinnen immer länger auf unserer Webseite verweilen, ist vor allem ein positiver Effekt unserer Content-Strategie: Denn wir bieten jedes Jahr mehr Styles, mehr Beratung und mehr Inspiration. Darüber hinaus beobachten wir eine deutliche Verschiebung zum Shopping per Smartphone und Tablet – angefangen haben wir hier bei 10 Prozent, mittlerweile bestellen 33 Prozent unserer Kundinnen mobil. Insgesamt ist unser Mobile-Traffic seit 2012 um 600 Prozent gestiegen.
Welche Erfahrungen konntet ihr bis jetzt noch sammeln?
navabi:
Der Handel mit Mode unterscheidet sich im Allgemeinen etwas vom Kaufverhalten anderer Produkte. Wie eine Studie von intelliAd erst kürzlich herausfand, liegen zwischen dem ersten Entdecken eines Kleidungsstückes und dem Kauf durchschnittlich acht Tage. Für andere Artikel wie Kosmetikprodukte entschließen sich Käufer deutlich schneller. Mode ist deutlich emotionaler und die Entscheidung bei einer Vielzahl von Styles fällt oftmals schwerer. Bei unseren Erstbesucherinnen ist die Entscheidungsphase etwas kürzer: Rund sieben Tage vergehen bis zum Kauf. Das wir unter dem Durchschnitt liegen, ist sicherlich auch unserer Stilberatung zu verdanken, die Kundinnen vom ersten Besuch an zur Seite steht.
Ihr möchtet bald eine eigene Marke herausbringen und ins On-Demand-Fashion-Business einsteigen. Was könnt ihr bisher dazu sagen?
navabi:
Neben über 100 Marken vertreiben wir bereits eigene Kollektionen und diese machen ein Viertel unseres Umsatzes aus. Ein großer Teil der aktuellen Finanzierungsrunde wird auch in die Weiterentwicklung dieser eigenen Brands fließen – zum Beispiel indem wir neue Designer an Bord holen und unsere eigenen Modelinien noch stärker vermarkten. Daneben planen wir auch, exklusive Kooperationen mit bekannten Designern, die ihre Mode ausschließlich auf navabi vertreiben. Ein Beispiel ist Plus-Size-Model Ashley Graham.
Für Ladies ab Größe 42 gibt es auf navabi nicht nur Mode zu kaufen, sondern auch hilfreiche Beratung (Screenshot: navabi.de)
Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften eines Online-Shops?
navabi:
Wie bei jedem Unternehmen gilt auch für Onlineshops: Die richtige Idee entscheidet über Erfolg oder Scheitern. Die Idee für ein e-commerce-Unternehmen sollte dem Bedürfnis entspringen, ein bestimmtes Problem zu lösen. Je größer und weit reichender das Problem, desto stärker verändert die Lösung das Leben von Menschen auf eine positive Weise.
Darüber hinaus ist es von elementarer Bedeutung seine Kernkompetenzen auf- und auszubauen. Unsere eigene Geschichte ist dafür ein gutes Beispiel: Die Geschäftsidee „Premium-Mode in großen Größen“ war beim Start – und ist es immer noch – einzigartig und hat uns geschickt in einem weltweit noch nicht erschlossenen Nischenmarkt positioniert. Diese Nische zu suchen empfiehlt sich auch für andere Onlineshops. Ist sie erst einmal gefunden, so gilt es die eigene Kernkompetenz auszubauen und die eigene Seite zu „mehr als einem Shop zu machen”. Am Beispiel von navabi gelang dies durch einen mehrjährigen Wissensvorsprung im Plus-Size-Fashion-Markt gepaart mit einem tiefen Verständnis für unsere Kundinnen. Jeder Onlineshop sollte sich das Ziel setzen, das, aus Kundensicht, beste und hochwertigste Produkt anzubieten. Wenn möglich: aufgeschlüsselt nach Fremd- und Eigenmarken für ein möglichst breites Angebot. Generell würden wir jedem Shop-Betreiber empfehlen die Qualität des Produktes immer über dessen Promotion zu stellen.
Auch im e-commerce wird man nicht dauerhaft Erfolg haben, wenn hinter dem eigenen Shop keine Vision steckt. Ein langfristiger Plan mit klaren Zielen und einer Mission sind also Pflicht. Bei navabi haben wir einen Fünfjahresplan entwickelt, mit dem eindeutig definierten Ziel, der weltweite Marktführer für Premium-Mode in großen Größen zu werden. Ein starkes Ziel vor Augen zu haben, hilft bei der strategischen Ausrichtung. Ein Webshop sollte also viel mehr als nur eine Website sein. Wir wachen nicht jeden Morgen auf um an einem Shop rumzubasteln – wir wollen die Vision erreichen.
Wo seht ihr die Zukunft der Online Shops?
navabi:
Eine große Herausforderung wird definitiv von Desktop-First-Ansätzen hin zu einem mobilen Shopping-Erlebnis. Studien zeigen, dass wir durchschnittlich drei Stunden unserer Zeit am Smartphone verbringen – 86 Prozent dieser Zeit nutzen wir Apps. E-Mail, Facebook und WhatsApp schreien ständig nach Aufmerksamkeit und für Onlineshops wird es zunehmender herausfordernder in diesem Wettbewerb mitzuhalten. Darüber hinaus wird Mobile-Payment sicherlich ein großes Thema – hier fehlen einheitliche Standards. Im Mode-Segment werden wir zunehmend kundenspezifische Anpassungen sehen – große Marken wie Nike leben diesen Ansatz schon erfolgreich vor.
Danke für das Interview, und wir wünschen euch noch weiterhin viel Erfolg!