Tom Ruthemann

Mobile-Payment – zukünftig unverzichtbar für Shopbetreiber?

Herkömmliche Zahlungsmethoden wurden im E-Commerce längst um Mobile-Payment ergänzt. Das Bezahlen mit Smartphones oder Tablets bringt für den Shopbetreiber ein paar Herausforderungen mit sich. Wir wissen Rat

Mobile-Payment – zukünftig unverzichtbar für Shopbetreiber?

Smartphones wie auch Tablets bieten ideale Voraussetzungen, um sie auch zum Bezahlen zu verwenden: Sie sind immer bei der Hand, immer online und können über verschiedenste Verfahren sicher ihren Benutzern zugeordnet werden – zunehmend auch über biometrische Methoden. Smartphones halten die Verbindung zu unseren Freunden, organisieren unseren Alltag und hüten bereits jetzt viele unserer privaten Geheimnisse. Warum also sollten sie zukünftig nicht auch unsere Brieftasche sein?

Und wenn auch das Online-Shopping zunehmend mit mobilen Endgeräten erledigt wird, wäre es doch viel bequemer, mit einem Fingertipp zu bezahlen, als umständlich Kreditkarten- oder Bankdaten einzugeben.

Zahlen, Daten, Fakten vorweg

Das Münchner Center for Payment Studies prognostiziert eine sehr gute Zukunft für diese Zahlverfahren. Die süddeutschen Experten sehen ein gewaltiges Transaktionsvolumen voraus – das bis zum Jahr 2020 auf bis zu 1,8 Billionen Euro ansteigen könnte (und wohl auch den Offline-Bereich mit einschließt).

Der Handel teilt diesen optimistischen Blick in die Glaskugel allerdings nicht. Gerade mal ein Drittel geht davon aus, dass ihre Kunden überhaupt mobil bezahlen wollen. Und nach der unmittelbaren Zukunft befragt, sah über 50 Prozent für das Jahr 2015 einen mobilen Zahlungsanteil von unter einem Prozent aller Zahlungen als Realität an. Zwischen Optimismus und verhaltenen Erwartungen schwankend, bleibt aber der Branche doch nicht viel übrig, als sich auf das Verfahren einzustellen.

Ein aktuelles Payment-Barometer haben ibi research an der Universität Regensburg, das Wirtschaftsmagazin Der Handel und der Finanzdienstleister ConCardis ins Leben gerufen.

Die Ablösung von Bargeld oder der Weg über Rechnungen als Zahlungsmittel durch Mobile-Payment steht in den Startlöchern. Aber am Ende entscheiden wie immer die Verbraucher und Nutzer – und die mögen ja ganz begeistert und unvermittelt auf ein Mobile-Payment-Verfahren aufspringen. Sprich: Vorbereitung ist alles. Wir zeigen wie es geht und wie man Stolpersteine für Shopbetreiber vermeidet.

Was ist Mobile-Payment und wie geht es?

Der Begriff ist in sich nicht so eindeutig, wie es zunächst scheinen will, es existieren verschiedene Systeme für M-Payment, die alle mehr oder weniger nebeneinander existieren. Daher müssen sich Shop-Betreiber auf verschiedene Modelle einstellen und unter Umständen auch individuell entscheiden, welche Methode jeweils am besten umzusetzen ist.

Hier unser Überblick, um was es geht:

Im Mittelpunkt des E-Commerce stehen die kundengesteuerten Zahlungen, das heißt es werden mobile Geräte genutzt, internet-basiertes Inkasso (PayPal, Kreditkarte oder Bankeinzug) oder es werden gar Wertkarten verkauft (kennt man von PrePaid oder iTunes). Der Bezahlvorgang findet hier ganz unabhängig von einem stationären Point Of Sale (POS) statt – und die Abrechnung nehmen Banken beziehungsweise Kreditkartenfirmen vor.

Neben diesen „Bank-based“ Abrechnungen, gibt es noch „Carrier-based“ als Alternative, dabei findet die Abrechnung über die Rechnung eines Telefon-Providers statt. Gemeinsam ist diesen Formen, dass sie ohne eine aktive Nutzung eines Mobilgeräts stattfinden.

Auch aktive Nutzungen gibt es, etwa durch die Übertragung von Daten per Near Field Communication (NFC) oder QR-Codes. Diese Arten sind jedoch deutlich weniger populär – zumindest zur Zeit.

Die direkte Eingabe von Kreditkarten-Daten oder das besonders in Holland und angelsächsischen Ländern populäre „Swipen“ (berührungsloses Zahlen) gehören in den Offline-Bereich und sollen daher nicht weiter berücksichtigt werden.

Was ist rechtlich zu beachten?

Nicht wirklich erstaunlich: eine Reihe von rechtlichen Aspekten begleiten das Mobile-Payment in Deutschland, denen du als Nutzer wie als E-Commerce-Händler unterliegst. Verschiedene Arten von Verträgen kommen dabei zustande, die alle für Shopbetreiber relevant sind. Meistens benutzen Online-Shopbetreiber externe Anbieter, die für sie die das Payment-Verfahren abwickeln.

Es geht bei diesen Verfahren um so genannte „Fernabsatzverträge über Finanzdienstleistungen“ und damit gehen zahlreiche Informationspflichten einher. Neben den üblichen Punkten wie etwa der Widerrufsbelehrung, müssen die Dienstleister auch zusätzlich darüber informieren, wie viel die Leistung kostet und wie Streitigkeiten außergerichtlich geschlichtet werden können.

Doch was sind die grundsätzlichen Abhängigkeiten, die sich daraus ergeben? Hier eine kurze Zusammenfassung, die das verdeutlicht:

  • Zwischen dem Verkäufer (dem Shopbetreiber) und (Online-)Käufer kommt es zum Kaufvertrag, aus dem der Verkäufer die Lieferung der Ware, und der Käufer die Zahlung schuldet.
  • Zwischen dem Online-Shopbetreiber und Payment-Anbieter entsteht zudem ein Vertragsverhältnis, bei dem sich der Payment-Anbieter zur Auszahlung des Zahlbetrags des Kunden und der Shopbetreiber zur Entrichtung der vereinbarten Gebühren verpflichten.
  • Und last but not least kommt es zum Vertrag zwischen dem Käufer und dem Payment-Anbieter, nämlich zur Verpflichtung, den Zahlbetrag an den Verkäufer auch auszuzahlen.

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Im Rahmen der Abwicklung solcher M-Payment-Verfahren wird eine große Zahl von Informationen gesammelt, das geht los von persönlichen Daten wie Adresse und Bankverbindung bis hin zu Telefonnummern oder dem Kaufverhalten des Kunden. Sowohl der Händler als auch der M-Payment-Anbieter müssen daher unbedingt einen umfassenden Datenschutz vorsehen.

Dazu gehört, dass die Kunden einer solchen Datenverarbeitung zustimmen müssen. Und daher natürlich vorab darüber informiert werden, welche Daten erhoben, gespeichert und wie sie verarbeitet werden.

Dazu kommt, dass alle Beteiligten dafür sorgen müssen, dass jeder nur auf genau die Daten Zugriff erhält, die er für seine Leistung benötigt. Und ganz wichtig: die Kunden müssen permanent die Möglichkeit haben, diese Informationen jederzeit erneut abzurufen, um etwa die weitere Nutzung untersagen zu können.

Und noch ein Punkt, der im E-Commerce immer wieder ein Thema ist: Falls entweder der Händler selbst oder aber ein M-Payment-Anbieter eine Bonitätsprüfung des Kunden durchführen möchte, muss er nicht nur ein berechtigtes Interesse nachweisen (das im Regelfall durch das Interesse am Erhalt der Zahlung vorliegt), sondern vor allem auch in der Datenschutzerklärung diese Möglichkeit bereits ganz deutlich vorsehen.

Der erste wichtige Schritt für Online-Händler: Responsive Shop-Designs

Der Nutzungsgrad von mobilen Geräten beim Online-Shopping ist inzwischen so hoch, dass Online-Händler um die Optimierung ihrer Shops für das Mobile Shopping spätestens in diesem Jahr nicht mehr herumkommen. Die technische Lösung hierzu bieten sogenannte „Responsive Designs“, die automatisch alle Elemente einer Shop-Seite so anordnen, dass sie sowohl auf einem normalen Bildschirm, als auch auf Smartphones optimal dargestellt werden.

Einige Shopsystem-Anbieter - wie zum Beispiel die aus Hannover stammende Cloud-Lösung VersaCommerce – stellen ihren Händlern bereits Responsive-Design-Vorlagen direkt zur Verfügung. Wichtig ist hierbei, dass auch der Checkout-Bereich auf dem Handy gut funktioniert, das sind die Seiten nach dem Klick auf „Zur Kasse“. Bei VersaCommerce wurden daher alle Shops automatisch auf einen neuen Responsive Checkout umgestellt, so dass der Bezahlbereich auf mobilen Endgeräten übersichtlich dargestellt werden kann.

Mit dem Einsatz von Responsive Designs legen die Online-Händler den Grundstein zur Erschließung des mobilen Absatzkanals und erledigen sozusagen ihre Hausaufgaben. Die Integration von Mobile Payment Services kann dann im nächsten Schritt erfolgen.

Was sind die wichtigen Kriterien für die Auswahl eines M-Payment-Systems?

Anhand einiger Fragen können Shopbetreiber am Besten ermitteln, welche Zahlungsverfahren für sie geeignet sind. Etwa, welche Bezahlmethode bevorzugt die Zielgruppe? Wie hoch fallen die Fixkosten/Grundgebühren aus und welche wiederkehrenden Kosten oder Gebühren pro Transaktion fallen an? Kann die Lösung im Shop technisch einwandfrei umgesetzt werden?

Was auch immer wichtiger wird: Kann der Payment-Anbieter auch Zahlungen von Kunden aus dem Ausland entgegennehmen? Und natürlich die Frage, wie lange es dauert, bis der Zahlbetrag beim Shopbetreiber eingeht? Zusätzliche Dienstleistungen durch den Payment-Anbieter wie etwa Kunden-Scoring, ein Forderungs-Management oder ein Schutz bei Rücklastschriften sind ebenfalls wichtige Kriterien zur Wahl des für dich richtigen Anbieters.

Wer sich übrigens einmal genereller über bevorzugte Zahlungsarten informieren möchte, kann das bei dem Bewertungsportal ShopAuskunft.de machen. Dort wurden seit Anfang 2014 bereits über 170.000 Antworten von Online-Shop-Nutzern gesammelt.

"Einfach

Nutzer und E-Commerce-Anbieter: Wo geht der Weg hin?

Die Nutzer wünschen sich beim Thema M-Payment vor allem eine einfach zu bedienende und stets sichere Payment-Lösung, die auf dem Smartphone wie auch einem Tablet einfach und problemlos funktioniert. Für die Shopbetreiber hingegen stehen eine einfache Integration des Systems im Vordergrund, ein kostengünstiger Service sowie eine hohe Akzeptanz.

Insbesondere diese Akzeptanz ist immer wieder ein Problempunkt, denn seit Jahren kann sich kein Anbieter von M-Payment-Diensten wirklich durchsetzen. Der Markt ist in eine Vielzahl von Dienstleister zersplittert, deren Lösungen dazu auf unterschiedlichsten Technologien beruhen. Bisherige Favoriten – wie PayPal und Sofortüberweisung – hätten zumindest den Vorteil, dass es einerseits viele Händler gäbe, die die Zahlung akzeptieren, andererseits aber auch viele Kunden, die sie nutzen.

Im Mobile-Payment gibt es hingegen eine große Zahl von Anbietern, deren Dienstleistungen zwar durchaus benutzt werden, aber keinen gemeinsamen Nenner bieten. Resultat: Selbst wenn sich ein Nutzer bei drei oder vier Diensten anmeldet, kann es ihm immer noch passieren, dass er auf einen Online-Shop trifft, in dem diese nicht angeboten werden.

Für die Online-Händler bedeutet dies: Im ersten Schritt sollte ihr Shop gut auf mobilen Endgeräten dargestellt werden. Die Umstellung auf Responsive Designs ist daher auf jeden Fall sinnvoll. Und dann können sich die Händler relativ entspannt zurücklehnen und abwarten, welche M-Payment-Angebote sich tatsächlich im Markt durchsetzen.

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