Dr. Katja Flinzner

Authentizität im Online-Shop: 5 Fragen an Christa Goede

Wer in seinem Online-Shop mit Persönlichkeit punkten und dabei die Herzen seiner Kunden erreichen möchte, muss authentisch sein

Authentizität im Online-Shop: 5 Fragen an Christa Goede

Persönlichkeit ohne Authentizität ist nur eine austauschbare Inszenierung. Dass echte, authentische Kommunikation ein entscheidender Erfolgsfaktor ist, ist inzwischen kein Geheimnis mehr – Authentizität ist in der letzten Zeit geradezu zum Modethema geworden. Doch was ist Authentizität eigentlich genau und warum ist sie für euch als Shopbetreiber wichtig? Wir haben für euch eine Authentizitäts-Expertin befragt, die sich schon lange, bevor das Thema zum Hype wurde, authentische Kommunikation auf die Fahne geschrieben hat.

1) Christa, du hast authentische Kommunikation zu einem deiner Schwerpunktthemen gemacht. Was genau ist Authentizität eigentlich für dich?

Authentizität wird meist mit “Echt sein” übersetzt - das heißt, ich bin ganz bei mir mit dem, was ich sage, denke und schreibe. Meine Art zu handeln entspricht dem, was ich fühle. Authentizität ist dabei eigentlich vollkommen wertfrei, es gibt positive Authentizität genau so wie negative, es gibt authentische, ziemlich tolle Menschen genauso wie es vollkommen authentische Idioten gibt.

Authentizität Christa Goede

Christa Goede ist Texterin, Konzepterin und Social-Media-Managerin und Expertin für Authentizität. Über ihre Erfahrungen aus der Arbeit an digitalen Unternehmensauftritten schreibt sie in ihrem Blog. Außerdem teilt sie ihr Wissen auch via Workshop oder Vortrag.

(Foto: Rebecca Hammer)


2) Das heißt, authentisch zu sein ist nicht immer ein Vorteil?

Nicht zwangsläufig. Denn die Wertung in gut oder schlecht passiert nicht in unserem authentischen Handeln, sondern erst beim Empfänger! Deswegen ist Authentizität auch mit hohen Risiken verbunden - wir alle stecken ja nicht in der Haut des Empfängers unserer Botschaften, wir können in seinem Kopf keinen Schalter umlegen und sagen: “So, diese Botschaft wirst du nun positiv verstehen!” Genau das reizt mich: Bin ich bereit, mich meiner Persönlichkeit auch in unternehmerischen Zusammenhängen zu stellen? Bin ich vielleicht sogar in der Lage, meine authentischen Wesenszüge als echtes USP für mich zu nutzen? Und welche Risiken gehen damit einher?

Meiner Meinung nach haben gerade Einzelselbstständige hier trotz aller Risiken ein echtes Pfund am Start, mit dem sie wuchern könnten. Doch viele schrecken bis heute davor zurück: Sie haben Angst davor, zu viel Persönlichkeit zu zeigen und damit eventuelle Kunden zu verschrecken. Ich ermutige sie dann in ihrem Tun - denn mit einer spitzen Zielgruppe schützen wir uns vor Aufträgen und Auftraggebern, die nicht zu uns passen. Warum sich also nicht authentisch präsentieren und damit die Menschen anziehen, die diese Authentizität positiv sehen?

3) Mit authentischer Kommunikation ziehen wir also die Kunden an, die zu uns passen. Nun kann es mir als Shopbetreiber aber ja eigentlich egal sein, wer meine Produkte kauft, oder?

Nein, das sollte auch einem Shopbetreiber nicht egal sein. Denn mit authentischer Kommunikation ziehen wir die zu uns passenden Zielgruppen geradezu magisch an, das gilt auch für Shops. Vor allem Nischenshops mit hochwertigen Produkten können von einer authentischen Kommunikation profitieren: Wer klickt nicht gerne Websites oder Shops, in denen er sich wohlfühlt? Wo die Sprache gesprochen wird, die man versteht? Wo Dinge so erklärt werden, dass man sie begreift? Wo die Geschichten erzählt werden, die man nachvollziehen kann, weil man sie vielleicht selbst schon erlebt hat - oder gerne erleben möchte?

Klar wird durch authentische Kommunikation die Zielgruppe spitzer. Aber das ist gerade für kleine, exklusive Shops durchaus von Vorteil. Denn die Kunden kaufen hier nicht nur ein schnödes Produkt, sondern auch die dazugehörige, authentische Geschichte - erst so rechtfertigt sich bisweilen auch der Preis. Dazu kommt: Die Kunden kommen gerne wieder, weil ihnen dieser Shop wegen seiner Einmaligkeit im Gedächtnis geblieben ist.

Wichtig ist hier allerdings die Inszenierung der Authentizität.

4) Hast du konkrete Tipps, worauf man bei der Inszenierung von Authentizität im Online-Shop achten sollte?

Es gibt eine goldene Regel der authentischen Inszenierung, die eigentlich uralt ist - sie lautet: Versprochen ist versprochen. Das heißt: Alle werblichen Versprechen, die ein Unternehmen macht, müssen mit dem realen Nutzen der angebotenen Produkte oder Dienstleistungen übereinstimmen. Und natürlich auch zu den Inhalten passen, die vom Unternehmen über die Sozialen Netzwerke, Blogs und Foren oder auf Flyern und Broschüren verbreitet werden. Und die agierenden Personen müssen auch ganz klar dahinter stehen! Die authentische Inszenierung muss sich also über alle Bereiche und bis ins kleinste Detail erstrecken, sonst wird sie sofort unglaubwürdig … und das hält man nur durch, wenn man wirklich authentisch arbeitet und dann auch authentisch kommuniziert!

Und eine zweite große Herausforderung in diesem Echtsein habe ich gerade schon erwähnt: Authentizität kommt nicht per se gut an, da die Bewertung unserer authentischen Inszenierung ja erst durch den Empfänger der Botschaft erfolgt. Es könnte also sein, dass neben dem positiven Feedback auch negative Resonanz aus dem Markt kommt - damit müssen Unternehmen, die authentische Kommunikation betreiben, umgehen lernen. Aber eigentlich wissen wir als Privatpersonen schon lange, dass wir nie allen Menschen gleichzeitig gefallen können.

5) Gibt es Shops, die dich durch ihre Authentizität besonders beeindruckt haben? Womöglich auch noch positiv?

Ja, viele DIY-Shops beeindrucken mich. Hier wird oft besonders viel Wert auf Geschichten gelegt und die persönliche Note der Handwerkerinnen ist überall zu spüren - tatsächlich sind es oft Frauen, die die authentische Inszenierung schon recht gut beherrschen. Wenn dann noch eine einheitliche Bildsprache, eine gute Nutzerführung und spannende Texte ohne allzu viele Rechtschreibfehler dazu kommen - dann stimmt einfach alles.

Vielen Dank für das Interview, Christa!

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